Boarding completed! Unsere Reise durch den Norden Englands

Ein internationaler Food Fotografie Award, drei Chefköche – vier Länder, sechs Tage – dreitausend Meilen und WHITE PLATE wird täglich ein Stück fassbarer…
Klaus Einwanger, der Kreativchef von WHITE PLATE, blickt Anfang März auf eine arbeitsreiche Woche zurück: ein Kurztrip nach Paris, um dort mit dem Team den vierzehnten World Cook Book Award entgegenzunehmen, ein kurzer Einkehrschwung zuhause, um die Reisetasche neu zu packen und dann ab Flughafen München nach Manchester in England. Mit ihm auf Tour der WHITE PLATE Reportage-Fotograf Sebastian Linder. Die zwei treffen sich dort mit Kurator Tony Meehan, um gemeinsam in einem Mietwagen rund siebenhundert Meilen quer durch das Vereinigte Königreich zu touren. Ihre Mission: Ein Treffen und Gespräch über das Projekt WHITE PLATE mit drei potentiellen WHITE PLATE Künstlern. Im Visier: die Chefköche Simon Rogan aus dem „L’Enclume“ in Cartmel bei Grange-over-Sands im English Lake District Cumbria, Phil Carnegie vom „Inverlochy Castle“ in den schottischen Highlands und Michael Smith vom „Three Chimneys Restaurant“ auf der Isle of Skye.
Unsere Reise führte uns zuerst in den Nordwesten Englands, zum Lake District. Dort treffen wir auf Simon Rogan in seinem mehrfach ausgezeichneten Restaurant L’Enclume. Das Restaurant liegt in Cartmel bei Grange-over-Sands und sieht phantastisch aus und liegt in einem verschlafenen Dort im schönen Lake District. Simons Restaurant ist, wie viele Top-Restaurants, ein perfektes Ausflugsrestaurant. Bei der Ankunft hat man das Gefühl, in einer Zeitmaschine 100 Jahre zurückgereist zu sein, in eine Zeit voller Frieden und Ruhe. Weil das Restaurant so abseits vom Schuss ist, kann man vermuten, dass sich das Restaurant fast völlig selbst versorgen muß. Und in der Tat: Alle im Restaurant verarbeiteten Lebensmittel, außer Fisch und sonstige Lebensmittel aus dem Wasser, liefert die eigene Farm und der eigene große Garten. Während unseres Kurzaufenthaltes zeigt uns Simon seine Versuchsküche. Spannend! Die befindet sich in einem Nebengebäude. Dort probiert Simon mit seinen Köchen neue Rezepte für das Restaurant aus.
Beeindruckt von dieser Location machen wir uns auf zu Reiseziel Nummer 2. Nach einer Fahrt von 265 Meilen (das sind 400 km) landen wir in Fort William in den schottischen Highlands. Wir passieren auf dem Weg in den hohen Norden u.a. Glasgow (die Heimat von Kurator Tony Meehan) und an der Küste „Loch Lomond“ und viele andere Seen.
Am Ufer des Loch Lomond machen wir eine klitzekleine Kaffeepause im „Cameron House“, einem schnuckligen kleinen Restaurant am Ufer des Loch Lomond. Umgeben von Fotografien und Bildern berühmter Schotten wie z.B. genossen wir Kaffee und Short-bread, die berühmten selbstgemachten schottischen Teekuchenstücke. Sebastian genoss sozusagen gleich zwei Premieren auf einmal: die Reise nach UK und die Short-breads.
Nach unserer Ankunft in Fort William gaben wir Chefkoch Phil Carnegie telefonisch bescheid, dass unser Treffen am nächsten Morgen stattfinden wird. Er wollte wissen, wo wir logieren und keine fünf Minuten später stand er live und in Farbe vor uns – im Jogginganzug, er war auf dem Weg ins Fitness-Studio. Ganz Gastgeber, empfahl uns Phil für den Abend ein weiteres sehr gutes Restaurant in Fort Williams, das „Browns“.
Phil ist Küchenchef im wunderbar königlichen „Inverlochy Castle Hotel. Tags darauf führt er uns durch die Gäste- und Gesellschaftsräume inklusive des “Snooker Raumes”( das ist ein privater Speisesaal), des Bücherei- und Besprechungszimmers und natürlich seiner Küche.
Noch bis vor 30 Jahren war das „Inverlochy Castle“ als Privathaus genutzt. Heute zählt es zu den wahrscheinlich exklusivsten Luxushotels in Schottland. Auf Wunsch holt einen der Concierge vom Flughafen oder Bahnhof – egal von welchem -, und wird in einem Rolls Royce Phantom zum Schloss gefahren. Noblesse oblige…
Tags darauf bringt uns eine dreistündige Autofahrt zur Isle of Skye und wir bestaunen das vermutlich abgelegenste preisgekrönte Restaurant des Vereinigten Königreichs: das „Three Chimneys Restaurant“ (der nächstgelegene Ort wäre vermutlich Boston, Massachusetts in den USA). Dort genießen wir genau 24 Stunden mit Michael Smith und dürfen sein weltberühmtes Sieben-Gänge-Isle of Skye Menü probieren.
Das „Three Chimneys“ ist ein sogenanntes Ausflugsrestaurant, zufällig vorbei kommt man da nicht. Denn um dorthin zu gelangen, darf man 9 Meilen auf einem einspurigen Feldweg fahren und alle Hundert Yard einen kleinen Ort passieren. Ein bisschen hat diese Anreise etwas von „Entschleunigung“, denn das eigene Tempo wird automatisch dadurch gedrosselt, dass man für Schafe, die auf der Strasse stehen, anhalten muss. In der Tat zählt das „Three Chimneys“ nicht zu den am besten zu erreichenden Restaurants – und dennoch, jeder einzelne Meter, jeder einzelne Yard lohnt den Weg. Indianerehrenwort!
Küchenchef Michael Smith ist ein herzerfrischender, warmherziger und zugleich sehr beschäftigter Mensch, der sehr leidenschaftlich ist in allem, was er tut. Seine Begeisterung für Essen im Allgemeinen und für sein Restaurant ist auch ein Segen für alle, die dort arbeiten, nicht nur für die, die dort genießen dürfen.
Gegen zwei Uhr nachmittags sind wir vor Ort und Michael führt uns herum. Unser Gespräch über unser kulinarisches Kunst-und Kulturprojekt WHITE PLATE, Michaels Ideen und unsere Intentionen geht dann auch bis ein Uhr früh am darauffolgenden Tag, nachdem der Chefkoch seine Arbeit beendet hatte. Unser Brainstorming wird tags darauf weitergeführt – die Kreativfunken stoben in alle Richtungen – und gegen Mittag heißt es dann „Adieu, Good buy und Auf Wiedersehen“. Unsere Freude über seine Zusage und die zukünftige Zusammenarbeit hat uns den weiten Weg zurück in den Süden getragen. Jedes einzelne Schaf auf dem Weg wird freudig begrüßt und wir finden Gelegenheit, uns ausgiebig über unsere Eindrücke auszutauschen. Was ein „Museumstag“.
Auf unserer Rückreise gen Süden machen wir erneut im Inverlochy Castle halt, um dort zu Abend zu essen. Es war zauberhaft und wie man sich vielleicht denken kann, ist so ein Fünf-Sterne-Restaurant für jede Gelegenheit gewappnet, ganz im Gegensatz zu uns! Denn die angemessene Kleidung für den Speisesaal sind Jackett und Krawatten für Herren, doch beides haben wir nicht im Gepäck! Und so dürfen wir drei spontan unser exklusives Dinner in der privaten Bibliothek genießen, umgeben von mehreren hundert Büchern – einige davon noch aus dem 19. Jahrhundert. Ein würdiger Rahmen für ein köstliches Essen, wie wir finden. Und haben uns in diesem ehrwürdigen „Chambre séparée“ sehr wohl gefühlt.
Unsere Reise durch das nördliche Britannien runden wir dann durch eine frühe Abfahrt vom „Inverlochy Castle“ ab, sodass wir am Flughafen von Glasgow noch genügend Zeit finden, Kaffee zu trinken und den Flieger nach München mit Zwischenstop in London zu nehmen.
Drei Chefköche und sechs Tage und dreitausend Meilen weiter wird WHITE PLATE von Tag zu Tag abwechslungsreicher, aufregender und lebendiger…
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